Clémentine Margaine - Deutsche Oper Berlin

Mein Seelenort

Clémentine Margaine

Die Mezzosopranistin Clémentine Margaine liebt die Deutsche Oper Berlin. Sie war der erste Ort, für den ihre Stimme nicht zu laut war. Für Massenets DON QUICHOTTE kehrt sie jetzt zurück

Die Deutsche Oper Berlin ist für mich wie ein Zuhause. Warum? Weil ich hier immer so laut singen durfte, wie ich wollte. Ich war immer schon sehr laut. Nach jedem Vorsingen haben meine Lehrer am Konservatorium in Paris zu mir gesagt: „Clémentine, du bist einfach viel, viel zu laut! Mit dieser Stimme wirst du nie Mozart singen. Du musst leiser werden!“ Ich hatte also dieses großartige Instrument in mir, das ich stets herunterdimmen sollte. Und das fühlte sich falsch an! Ich war Mitte zwanzig, ungeduldig und ich hatte das Gefühl der Enge. Ich musste fort aus Frankreich. So kam es, dass ich in einer französischen Produktion in Magdeburg sang, es war Winter, kalt und trist. Mir war langweilig, ich rief meinen damaligen Manager an und bat ihn, mir ein Vorsingen zu organisieren – egal wo.

Mein Manager hat mir einen Termin bei Christoph Seuferle verschafft, dem Operndirektor der Deutschen Oper Berlin. Diesen Tag werde ich nie vergessen: Ich begann zu singen, das Gesicht von Christoph Seuferle wurde groß, alles an ihm sagte „Wow!“ Er bot mir sofort zahlreiche Rollen an und holte mich ins Ensemble. Und ich? Zum ersten Mal in meinem Leben war meine Stimme nicht zu laut. Sondern genau richtig. Ich sagte zu, es war das Beste, was mir passieren konnte, ein Traum, der Wirklichkeit wurde.

In meinen zwei Jahren an der Deutschen Oper Berlin war ich ununterbrochen von Musik umgeben. Ich habe dort fast gewohnt, besaß einen Schlüssel, konnte alles entdecken, überall herumschnüffeln. Ein Kollege hat einen Fitnesskurs angeleiert, also kam ich schon früh morgens. Nach dem Sport begannen die Proben. Ich habe mich auch bei Kollegen reingeschlichen und gelauscht. Wenn ich selbst keine Aufführung hatte, setzte ich mich in die Aufführungen der Kollegen. Danach saßen wir in der Kantine. Hinzu kommt das irrsinnige musikalische Angebot in Berlin. Zwei Jahre lang war ich fast jeden Abend in einer Vorstellung, entweder an der Deutschen Oper Berlin, an der Staatsoper oder in der Philharmonie.

Mein Lieblingsort in der Deutschen Oper Berlin ist die Bühne. Ich kenne die Akustik genau und weiß, wie ich meine Stimme einsetzen muss, damit der Ton eine bestimmte Stelle im Raum trifft. Die Deutsche Oper hat die größte Bühne, den größten Saal Berlins und, wie ich finde, einen der besten Raumklänge überhaupt, prädestiniert für große Oper – und, nun ja, kraftvolle Stimmen. Einmal habe ich hier die Carmen gesungen und Leute von der Oper in Chicago und von der in Washington saßen im Publikum.

Danach bekam ich tolle Angebote – und es zog mich weiter. Mittlerweile habe ich an fast allen großen Häusern der Welt gesungen. Es hat sich gezeigt, dass man auch an der Met eine gewaltige Stimme haben muss, um den Saal auszufüllen. Selbst wenn man Mozart singt. Meine Lehrer in Frankreich lagen also falsch, als sie sagten, meine Stimme sei zu laut.

Jetzt kehre ich zurück und singe die Dulcinée in DON QUICHOTTE. Was für ein Glück, denn diese Oper wird nicht sehr oft gespielt! Dabei ist das Stück wie eine herrlich leichte, aber erfrischende Brise: heiter, aber mit Tiefgang. Dulcinée benimmt sich das ganze Stück über wie eine Zicke. Erst am Schluss zeigt sie Don Quichotte ihre Zerbrechlichkeit.

Es ist wunderbar, wieder hier zu sein. Und dann auch noch im Frühling! Ich sehe mich schon draußen vor der Oper sitzen. Es ist, als kehrte ich in das Haus meiner Jugend zurück. Ich glaube, im Hof steht noch mein weißes Fahrrad, das ich hier zurückgelassen habe.

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