Ten questions ... for Gregory Kunde - Deutsche Oper Berlin

Zehn Fragen ... an Gregory Kunde

Gregory Kunde singt in LE PROPHÈTE von Giacomo Meyerbeer den Revolutionsführer Jean de Leyde. Wir fragen den amerikanischen Tenor nach Politik und Populismus.

Gregory Kunde als Jean de Leyde
Le Prophète
Foto:
 

Le Prophète
Grand Opéra von Giacomo Meyerbeer
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Olivier Py
Mit Gregory Kunde, Clémentine Margaine, Elena Tsallagova, Derek Welton, Gideon Poppe, Thomas Lehman, Seth Carico u. a.
23., 29. Februar; 6. März 2020

Sie singen einen Menschen, der sich radikalisiert. Wofür würden Sie auf die Barrikaden steigen?
Nur für meine Familie. Meine Frau und meine Tochter.

Was wäre Jean de Leyde heute für ein Mensch: Öko-Aktivist oder US-Präsident?
Heute könnte man jeden von der Straße nehmen, und ihn aufbauen, bis er glaubt, ein Führer zu sein. Die Fanatiker in LE PROPHÈTE machen de Leyde zum neuen Erlöser, er glaubt das, und stürzt ab.

Wo ist die Welt zerrissen oder gefährdet?
Im Internet. De Leyde ist ein falscher Prophet, die Oper eine Studie über schlechte Einflüsse. Das passt in unsere Welt der Social Media. Viele vergessen dort jeden Anstand – leider.

Populisten begleiten die Welt derzeit. Sie sind Amerikaner. Wo sehen sie die gespaltene Gesellschaft?
Ich rede nie über Politik. Auch wenn viele das anders sehen: Ich glaube, wir Künstler sollten uns davon fernhalten. Sonst kann man keine Kunst machen und ist nicht mehr frei.

Wo berührt religiöser Fanatismus Ihr Leben?
Zum Glück nirgends! Aber ich bin religiös und stehe dazu. Ich hatte vor 25 Jahren Krebs, habe die Krankheit überwunden. Mein Glaube hat mir geholfen und hilft mir und meiner Familie noch heute.

Was wäre ein moderner de Leyde denn heute für eine Person?
Kennen Sie den Kino-Thriller „The Manchurian Candidate“? Das ist er! Da wird jemand aus dem nichts ausgewählt, bekommt eine Gehirnwäsche und wird als Werkzeug benutzt, als lebende Waffe einer skrupellosen Bande von Hintermännern.

Die Wiedertäufer führten um 1535 in Münster ein grausames Regiment. Was bedeutet dieses Kapitel deutscher Geschichte für sie?
Die Extremisten haben wirklich die Macht übernommen. Und alle wurden gezwungen, der Sekte beizutreten oder mit dem Leben zu bezahlen. Nicht sehr christlich, eigentlich. Aber ich weiß zu wenig darüber und will mich weiter informieren, wenn ich jetzt in Deutschland bin.

Viele Radikale haben anfangs an etwas Gutes geglaubt. Wo sehen sie hier einen guten Kern?
Jean hat sicher geglaubt, dass er das Richtige tut. Und er musste mit ansehen, wie seine Freundin vergewaltigt wird. Seine Entscheidung ist verständlich. Aber deswegen noch lange nicht gut.

Meyerbeer wird selten gespielt. Was zeichnet diesen deutschen Komponisten für sie aus?
Ich habe schon mehrere Meyerbeer-Partien gesungen und liebe sie alle. Er schreibt Belcanto, ist aber hoch dramatisch. Diese Oper beginnt mit einer wunderschönen Arietta, steigert sich dann immer weiter. Meisterhaft! Die Meyerbeer-Opern sind sehr lang, und verlieren den dramatischen Bogen, wenn man sie kürzt. Deswegen sind sie schwer auf die Beine zu stellen. Aber es lohnt sich.

Sie sind ein sehr gefragter Tenor. Was gibt Ihnen Ruhe?
Ich fahre immer wieder zu meiner Frau Linda und meiner Tochter Isabella nach Rochester im Staat New York, das gibt mir wieder die nötige Ruhe. Meine Karriere ist spät so sehr in Gang gekommen, ich werde 66, singe auf der ganzen Welt, was mich sehr freut. Aber zu Hause wartet die normale Welt und zeigt mir, dass ich ein Mann wie jeder andere bin.

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