AUS DEM HINTERHALT

Late-Night-Performance zu „Così fan tutte“

AUS DEM HINTERHALT
zu Mozarts COSI FAN TUTTE

Mozarts COSI FAN TUTTE ist eine der Mozart Opern mit dem höchsten Anteil an Secco-Rezitativen im Verhältnis zu Arien und Ensembles. Es wird sehr viel diskutiert und philosophiert in dieser, so der Untertitel des Stückes, „Schule der Liebenden“. Und da ist das Secco-Rezitativ mit dem nur vom Tasteninstrument begleiteten Sprechgesang die besser geeignete musikalische Form, in kurzer Zeit mit vertonter Sprache Inhalte zu transportieren, als die eher den poetischen oder emotionalen Momenten nahe stehende Arie.


Schüsse aus dem Hinterhalt

Es AUS DEM HINTERHALT mit einem Meisterwerk wie COSI FAN TUTTE aufzunehmen, kann nur funktionieren, wenn man dem Stück mit den eigenen Mitteln begegnet. Um aus der Gegenwart heraus den Blick auf Inhalt und Musik zu werfen, hat das Team der HINTERHÄLTE sich mit dem Dichter, Rapper, Video- und Performancekünstler Black Cracker verbündet. Der in Berlin lebende und arbeitende US-Amerikaner steht quer zu dem, was man gemeinhin mit Rap verbindet: Er kultiviert nicht die Machogesten des Hip Hop-Mainstream mit seiner aggressiv zur Schau getragenen heterosexuellen Männlichkeit.

Wenngleich seine Texte, die er zu treibenden Beats und mit beeindruckender Bühnenpräsenz vorträgt, scharf, knapp und mit ihrer rhythmischen wie sprachlichen Präzision Rap von höchster Qualität sind. Doch werden bei ihm Machogesten nicht kultiviert, sondern thematisiert. Seine Texte handeln von Rollenklischees wie von deren Überschreitung, von Trans- und Homosexualität.

In AUS DEM HINTERHALT wird er sie zusammen mit seiner Muse, der Electroclash-Ikone Peaches, der Musik Mozarts gegenüberstellen. Es wird scharfe Kontraste geben aber auch fließende Übergänge zu Arien und Rezitativen aus COSI FAN TUTTE, gesungen von den Ensemblemitgliedern Ronnita Miller, Matthew Newlin und Thomas Lehman und gespielt von einem Streichquintett aus Mitgliedern des Orchesters der Deutschen Oper Berlin – am Hammerklavier begleitet und unter der musikalischen Leitung von Elda Laro.

Don Alfonso ist in COSI FAN TUTTE der Wortführer in jenen ausgedehnten Rezitativen. Er bezeichnet sich selbst als Philosoph und vertritt die Position eines radikalen Materialismus: Der Mensch sei, gemäß dem französischen Materialisten LaMettrie, eine „Maschine“, er gehorche psychophysikalischen Gesetzen von Reiz und Reaktion, Ursachen und Wirkung, und der freie Wille sei nur Fiktion. Diesen letztlich nur versteh- aber nicht veränderbaren Gegebenheiten menschlicher Existenz widerstehen zu wollen, Schüsse aus dem Hinterhalt sei vergeblich. Dies zu demonstrieren überredet er Ferrando und Guglielmo – indem er mit ihnen wettet –, die Treue ihrer beiden Verlobten Fiordiligi und Dorabella auf die Probe zu stellen. Sein Ziel ist, auch die Liebe als jene psychophysischen Gesetzen unterworfene Körperfunktion zu entlarven – mit bei Mozart und seinem Librettisten Lorenzo da Ponte letztlich offenem Ausgang jenes auf der Bühne durchgespielten „Menschenexperiments“ des Partnertauschs.

Don Alfonso fand direkt aus den philosophischen Diskussionen der Aufklärung heraus seinen Weg auf die Opernbühne. Er vertritt eine der radikalsten Positionen innerhalb jener Epoche, die das Bild des Menschen, sein Denken, seine Moralvorstellungen und die politische Ordnung neu und grundlegend zu hinterfragen und zu definieren versuchte. Die politische Sprengkraft des aufklärerischen Denkens zeitgleich zur Entstehung der 1790 uraufgeführten COSI FAN TUTTE in der französischen Revolution. Auf der Opernbühne wird hierzu ein neues Verständnis von Liebe auf seine Möglichkeiten hin untersucht. Während die vor über 200 Jahren begonnene Diskussion der erotischen Conditio Humana nichts an Aktualität verloren hat, so hat sich die Art des Umgangs mit ihr im Alltag der von der digitalen Revolution geprägten Wirklichkeit gewandelt. Hier setzt Black Cracker an, wenn er in AUS DEM HINTERHALT performativ COSI FAN TUTTE ins Visier nimmt und zu seinen Überlegungen schreibt:

„Die Affären der virtuellen Liebe, Facebook, Grindr, Tinder, Snapchat, Skype und all die Dramen, die mit der ‚Status‘-Kultur, mit Clicks und Likes aufblühen und vergehen: Das Thema von COSI FAN TUTTE hat brillant die Sorgen und Nöte von Liebesbeziehungen unserer Zeit vorweggenommen. Ich werde zusammen mit meiner Muse innerhalb dieses HINTERHALTS die Funktion von Don Alfonso übernehmen. Als ein Anstifter, der eng verbunden ist mit dem Verbotenen und mit diesem zusammenarbeitet. Es wird weniger in der Form eines Theaterstücks stattfinden, viel mehr als eine performative Installation, die auf Video und Texten aufbaut, eine rhythmisierte Abfolge verschiedener Ereignisse. Der Abend wird reduziert und zugleich übervoll sein. Direkt und unmittelbar – und an seinen Rändern zugleich eine energiegeladenen Untersuchung dieser Schule der Liebenden.“

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