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Dirigent Carlo Rizzi über ein Meisterwerk des Verismo, das auf seine Entdeckung wartet - Deutsche Oper Berlin

Dirigent Carlo Rizzi über ein Meisterwerk des Verismo, das auf seine Entdeckung wartet

Bei der Inszenierung von Respighis LA FIAMMA werden wir etwas erleben, das man im Opernbetrieb bei einem historischen Werk nur ganz selten erlebt: Es wird für alle Beteiligten, ob Orchestermusiker, Sängerinnen, Regie oder auch mich selbst ein Debüt sein. LA FIAMMA steht quasi nie auf den Spielplänen, wir werden also die einzigartige Gelegenheit haben, uns die Oper gemeinsam von Grund auf zu erschließen.

Aber warum wird LA FIAMMA überhaupt so selten gespielt? Zunächst einmal hatte es der Verismo nach seiner Hochphase im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert generell schwierig. Obwohl die stilistische Bandbreite innerhalb des Genres groß war, galten sein Sound und seine Handlungskonstruktionen bald als überbordend und aus der Zeit gefallen. Die europäische Musik entwickelte sich in andere Richtungen, experimentierte mit Atonalität oder Minimalismus. Manche Komponisten des Verismo gerieten so über die Jahre in Vergessenheit – zu Unrecht, wie ich finde. Als wir 2021 FRANCESCA DA RIMINI von Riccardo Zandonai, eine andere sehr selten gespielte Oper des Verismo, auf die Bühne der Deutschen Oper Berlin brachten, konnte man sehen und hören, was für ein Potenzial in diesem Genre steckt.

Ich bin mir sicher, dass wir mit LA FIAMMA ähnliches erleben werden. Es ist eine Oper mit einem ungeheuren Dynamikumfang, von ganz leisen Passagen, in denen nur zwei oder drei Instrumente und beinahe gesprochene Sprache zu hören sind, bis hin zu einem wirklich gewaltigen Orchestersound – größer geht es kaum. Respighi war ein genialer Orchestrator und Arrangeur, die Farben, die er mit einer derart großen Vielfalt an Instrumenten erzeugt, sind fantastisch. Um ein solches Melodramma auf die Bühne zu bringen, braucht man Stimmen von einer fast wagnerianischen Schwere und Dramatik, die Schritt halten können mit den extrem lauten Orchesterpassagen.

Es heißt hin und wieder, LA FIAMMA sei eine unausgeglichene Oper, weil in ihr so viele unterschiedliche Stile vereint sind. Aber gerade das macht einen Teil des Zaubers dieses fantastischen Werks aus.

Man muss sich nur einmal die Protagonistin Silvana anschauen, für mich die zentrale Figur zum Verständnis der gesamten Oper: Ihr Gesangsstil ist nicht nur enorm vielfältig, ihre Stimme passt sich auch der jeweiligen Gesprächssituation an – sie singt anders, wenn sie mit ihrer Schwiegermutter spricht, als wenn sie mit ihrem Stiefsohn Donello zusammen ist. Respighi zeichnet auf diese Weise ein psychologisch komplexes Bild seiner Figuren, wie ein Maler, der ein riesiges Gemälde anfertigt und dabei verschiedene Farben, Materialien und Pinsel verwendet. Die Formenvielfalt ist bei Respighi aber nie reine Stilübung, über allem steht die Frage: Wie lässt sich das musikalische und dramaturgische Gefühl in dieser besonderen Situation am besten vermitteln?

Dass ich dieses große Werk nun ausgerechnet mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin dirigieren darf, betrachte ich als eine mehr als glückliche Fügung. Der warme, körperreiche, homogene Klang dieses an Wagner und Strauss geschulten Orchesters passt in meinen Ohren perfekt zur Opulenz einer Oper wie LA FIAMMA. Und daher freue ich mich umso mehr darauf, Respighis letzte große Oper endlich auf die Bühne zu bringen.