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Federica Lombardi – Mein Seelenort: Die Opernhäuser der Welt - Deutsche Oper Berlin

Aus Libretto #4 (2023/24)

Federica Lombardi – Mein Seelenort: Die Opernhäuser der Welt

Mit 26 debütierte sie als Anna Bolena an der Mailänder Scala. Federica Lombardi erzählt, wie sie zu ihrer Stimme fand

Mein Seelenort sind die Opernhäuser dieser Welt. So auch das wunderschöne Teatro Regio di Parma, an dem ich kürzlich in Verdis »Messa da Requiem« debütiert habe. In ihnen fühle ich mich zuhause, auch wenn ich Hunderte von Kilometern von meiner Heimatstadt Forlì in der Emilia-Romagna entfernt bin. Ich empfinde das als großes Glück. Denn wegen meines Berufs bin ich alle zwei Monate an einem neuen Ort.

Die Opernhäuser fühlen sich wie ein kleines Stück Zuhause an, weil ich in ihnen als Künstlerin erwachsen wurde. Sie erinnern mich daran, wie ich zu der Sopranistin wurde, die ich heute bin. Da ist etwa das Teatro Sociale di Como, auf dessen Bühne ich als 23-Jährige nach meinem ersten Vorsingen meine erste Rolle bekam: Donna Elvira in Mozarts DON GIOVANNI. Da wusste ich, dass ich die richtige Laufbahn gewählt hatte. Dieses Debüt war zentral für meine weitere Entwicklung, ich durfte dort mit Regisseur Graham Vick zusammenarbeiten. Er hat mir gezeigt, wie man sich mit dem Text einer Mozart-Oper auseinandersetzen muss, und mir geholfen, mein Mozart-Repertoire auszuarbeiten, ein wichtiger Schritt in meiner Karriere.

Opernhäuser sind auch deshalb besondere Orte für mich, da mit jeder Produktion eine kleine Familie entsteht. Natürlich kann sie nie meine richtige ersetzen, aber immer wenn mir meine Liebsten fehlen, sorgt die Opernfamilie dafür, dass ich mich in der Fremde zugehörig fühle. Da sind einzelne Menschen wie etwa Gerlinde Pelkowski. Als ich 2015 für die Rolle der Gräfin Almaviva in LE NOZZE DI FIGARO an die Deutsche Oper Berlin kam, war Gerlinde Spielleiterin. Sie kümmerte sich rührend um mich, erklärte mir, wie alles bei einer so großen Produktion funktioniert – es war ja meine erste. Angefangen bei der Orientierung auf der Bühne (Wann muss ich wo stehen?) bis hin zum Ablauf der Proben und sogar den besten Tipps gegen das Lampenfieber. Das Familiengefühl entsteht auch durch Freundschaften unter den Kolleginnen und Kollegen und durch die gemeinsamen Routinen: Wenn ich an der Metropolitan Opera in New York bin, gehen wir zwischen den Proben und manchmal auch nach Aufführungen ins Restaurant »Fiorello« auf der anderen Straßenseite. Da kennen uns die Kellner mittlerweile und begrüßen uns. Das ist ein schönes Gefühl.

Die Opernhäuser zeigen mir zudem meine eigene Entwicklung. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich auf der Bühne der Mailänder Scala stand und der Vorhang sich zum ersten Mal hob. Das war ein unglaubliches Gefühl, weil ich hier zum ersten Mal Donizettis Anna Bolena sang und so viel Verantwortung verspürte: Verantwortung gegenüber dem große Komponisten, aber auch Verantwortung dafür, in der Hauptrolle das Stück über ganze drei Stunden zu tragen. Dabei waren nur drei Jahre seit meinem ersten Auftritt in Como vergangen. Ich war 26, viel zu jung für eine so große, komplexe Rolle – auch was meine Stimmentwicklung anging. Das alles verstehe ich erst aus der Rückschau. Damals habe ich meinen Mut aus meiner Unkenntnis geschöpft. Darum freue ich mich so sehr darauf, nun in Berlin erneut Anna Bolena zu singen und die Fortschritte, die ich seitdem gemacht habe, in meine Interpretation einfließen zu lassen.

Lombardi im Zuschauerraum des Teatro Regio di Parma. Hier stand sie im September noch auf der Bühne und sang Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“ © Valeria Cherchi
 

An den größten Opernhäusern gibt es den Brauch, den Namen jeder Sängerin oder jedes Sängers in das jeweilige Kostüm einzunähen. So kam es, dass im Kostüm von Anna Bolena an der Scala mein Name in einer Reihe mit Maria Callas steht. Und im Kostüm der Mimì aus LA BOHÈME an der Metropolitan Opera steht mein Name unter denen von Mirella Freni und Anna Netrebko. Das ist eine große Ehre, sie spornt mich dazu an, immer mein Bestes zu geben.

Gleichzeitig liebe ich die Energie, die bei Aufführungen zwischen mir und dem Publikum entsteht. Sie entwickelt sich im Laufe des Abends, wenn ich spüre, dass die Zuschauer aufnehmen, was ich ihnen vermitteln will. Und mit dem finalen Applaus kommt sie zu ihrem Höhepunkt. Das ist ein unfassbares Gefühl, ich kenne nichts Vergleichbares. Darum fehlt mir die Oper auch, wenn ich mal für ein paar Wochen nicht arbeite – was selten vorkommt. Diesen Sommer hatte ich sechs Wochen Pause und bin nach Rom, Paris und Buenos Aires gereist. Damit ich kein Heimweh bekomme, habe ich überall auch die Opernhäuser besucht.