Sechs Fragen an ... Mané Galoyan - Deutsche Oper Berlin

Aus Libretto #8 (2023/24)

Sechs Fragen an ... Mané Galoyan

Mané Galoyan singt mit Violetta in LA TRAVIATA eine Frau, die zerrissen ist zwischen einem Leben in Ungebundenheit und ihrer großen Liebe

Was ist wertvoller, Freiheit oder Liebe?
Das ist nicht der eigentliche Konflikt. Als Violetta Alfredo kennenlernt und zum ersten Mal erlebt, wie es ist, geliebt zu werden, stellt sich die Frage nicht mehr. Es sind die gesellschaftlichen Konventionen, an denen sie scheitert.

Violetta ist todkrank. Inwiefern ist ihr Handeln geprägt vom Wissen um ihren nahen Tod?
Dass sie sich für die Liebe entscheidet, hat gar nicht so viel damit zu tun. Dass sie Alfredo aber wieder verlässt, umso mehr. Violetta weiß, dass ihre Vergangenheit als Kurtisane der Familienehre schaden würde. Angesichts ihres nahenden Todes trifft sie eine harte Entscheidung: Sie verzichtet auf ihre große Liebe – aus reinem Altruismus heraus. Ein Akt voller Selbstlosigkeit und Loyalität, dafür bewundere ich sie.

Violetta bewegt sich scheinbar frei durch die Pariser Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Aber bleibt sie nicht abhängig als Kurtisane? 
Man darf historische Figuren nicht nach heutigen Maßstäben bewerten. Sie ist so frei, wie es eine Frau ihres Standes zum damaligen Zeitpunkt sein konnte. Zwar ist sie finanziell abhängig von Männern, aber sie hat sich in eine Position gebracht, in der sie sich die Männer zumindest aussuchen kann. Damit ist sie freier als die meisten Frauen ihrer Zeit.

Violetta ist eine komplexe Figur, äußerlich stark und verführerisch, innerlich verletzlich und voller Sorge. Wie schaffen sie es, diese entgegengesetzten Facetten zu verkörpern? 
Die Rolle geht mir nah, weil ich mich selbst in Violetta entdecke: Ich bin eine starke und unabhängige Frau – und ich liebe die Aufmerksamkeit. Aber gegenüber meinen Liebsten, vor allem meinem Mann, bin ich genauso weich und verwundbar wie sie. Manchmal denke ich, sie ist mir fast zu nah, das macht mich verletzlich.

Wie setzt Verdi die Vielfältigkeit ihres Charakters musikalisch um?
Das ist die größte Herausforderung an der Rolle, denn eigentlich ist es eine Partie für zweieinhalb Stimmlagen: Im ersten Akt gibt es diese irre hohen Koloraturpassagen, der zweite ist dann dramatisch, und im dritten geht es gefühlt in alle Richtungen auf einmal. Man muss wirklich sicher sein, um da gut durchzukommen.

Die Rolle scheint Ihnen in Mark und Bein übergegangen zu sein. Wie bereiten Sie sich auf eine Vorstellung vor? 
Ich habe den Roman »Die Kameliendame« von Alexandre Dumas, dessen Geschichte Vorlage für Verdis Oper ist, immer griffbereit auf meinem Nachttisch liegen. Vor dem Einschlafen schlage ich ihn auf einer beliebigen Seite auf – und bin sofort in einer anderen Welt. Ich brauche nur ein paar Sätze zu lesen und weiß, wo wir uns gerade befinden. Das ist meine wichtigste Vorbereitung, so halte ich mir die Erzählung präsent.

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